Besonders im Winter kommt es immer wieder vor, dass vorzugsweise ältere Pferde mit orthopädischen Problemen nach dem Liegen nicht wieder aufstehen können. Häufig
findet man diese Patienten morgens liegend und entkräftet vor, nachdem sie bereits in der Nacht mehrere erfolglose Aufstehversuche unternommen haben. Die Einstreu ist meist weggeschoben und
die Hufe finden auf dem glatten Boden keinen Halt mehr, der dem Pferd das Aufstehen ermöglichen könnte.
Bevor nun in einer Panikreaktion versucht wird das Pferd wieder aufzutreiben, sind einige Überlegungen angebracht:
- Das Pferd ist ein Fluchttier! Nachdem es gemerkt hat, dass es nicht mehr aufstehen kann, befindet es sich
instinktiv in einer Situation in der es um Leben und Tod geht. Denken Sie nicht, dass es mit ein paar lauten Ermahnungen und unter Umständen
dem Einsatz von Gerte, Besen und Co. wieder auf die Beine kommt. Ein wild tobendes Raubtier (in diesem Falle Sie) verstärkt diese Todesangst nur ohne etwas ausrichten zu können.
- Das Pferd hat schon viele erfolglose Aufstehversuche hinter sich und ist entkräftet. Halten Sie es nicht immer wieder zu
weiteren Versuchen an, die Reserven sind schnell verbraucht und sollten sinnvoll genutzt werden. Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre, vermeiden Sie Panikreaktionen und setzen
Sie dem Pferd, falls es in Brustlage liegen kann ein wenig Futter und Wasser vor.
- Begeben Sie sich nicht in Gefahr indem Sie versuchen die Beine des Pferdes zu bewegen und in irgendwelche Richtungen zu ziehen! Das Pferd befindet sich wie
bereits erwähnt in einer für es extrem bedrohlichen Lage - auch wenn man es ihm nicht immer ansieht. Es kann jederzeit zu panischen Aufstehversuchen kommen
und das Pferd kann jederzeit im Liegen strampeln. Sicher sind Sie nur hinter der Rückenlinie und im Kopfbereich (wobei auch hier zum Teil noch die Reichweite der Vorderbeine
beachtet werden muss).
- Bis der Tierarzt kommt, können Sie die Zeit nutzen, um mit Hilfe von Mist, griffiger Einstreu oder Gummimatten den
Aufstehbereich wieder rutschfester zu machen. Beachten Sie auch hier immer die Reichweite der Hufe und nutzen Sie stumpfes Werkzeug in der Nähe der Beine!
- Je nach Situation können mehrere Longen benötigt werden. Suchen Sie schon einmal zwei bis drei zusammen und legen Sie diese vor der Box parat. Klären Sie ab, ob für
eine Aufstehhilfe einige Stallkollegen oder -angestellten abrufbar sind und überlegen Sie, ob man eventuell mit dem Frontlader oder ähnlichem an den Patienten herankommen kann.