Ein paar Worte vorweg: Akut heißt in der Medizin, dass die Erkrankung plötzlich aufgetreten ist. Hochgradig bedeutet dass das Pferd nicht mehr, oder nur unter großen Schmerzen auftreten kann und das betreffende Bein nicht mehr vollständig belasten kann.
Alles was nicht zu dieser Definition passt, ist zwar sicherlich in absehbarer Zeit zu untersuchen und soll mit Sicherheit auch nicht verharmlost werden, ist aber kein Fall für den Notdienst. Eine Lahmheit, die nur im Trab zu erkennen ist, kann auch am Abend oder übers Wochenende ersteinmal mit ein paar Tagen Boxenruhe und eventuell kontrollierter Bewegung im Schritt an der Hand behandelt werden.
Für alle anderen Fälle, auf die die obige Beschreibung zutrifft stehen wir und unsere Kollegen Ihnen und Ihrem Pferd gerne Rund um die Uhr zur Verfügung.
Es gibt für den Pferdebesitzer kaum einen schlimmeren Anblick als ein hochgradig lahmes Pferd, das sich nur mühsam vorwärtsbewegen kann, obwohl vor einigen Stunden/ Minuten noch alles völlig in Ordnung schien.
Hier gilt als erstes: Ruhe bewahren!
und als nächstes: den Tierarzt anrufen
Auch wenn es noch so dramatisch aussieht, häufig stellt sich eine derartige Lahmheit auch schnell als Hufgeschwür heraus.
Wir sollten uns hier immer vor Augen halten, dass es für ein Fluchttier ohnehin kaum etwas beänstigenderes gibt als nicht flüchten zu können. Diese Situation glich schließlich in der freien Wildbahn nahezu einem Todesurteil. Gerade jetzt sollte die Bezugsperson des Pferdes ruhig und besonnen handeln und dem Pferd nicht das Gefühl vermitteln, dass ein Grund zu Flucht oder Panik bestehen könnte.
Bis alle andere Katastrophen ausgeschlossen sind sollte der Patient jedoch zunächst möglichst nicht mehr bewegt werden. Das betroffene Bein kann mit den Händen auf Schwellungen und vermehrt warme Bereiche insbesondere entlang der Sehnen abgetastet werden. Der Huf sollte kontrolliert werden ob nicht vielleicht nur ein dicker Stein im Strahl verkeilt sitzt. Hier kann Hufsohle und Strahl auch gleich auf Fremdkörper wie Nägel etc. überprüft werden.
Der Nageltritt
Sollte ein Nagel im Sohlen- oder Strahlbereich stecken, darf dieser auf keinen Fall sofort herausgezogen werden. Das Horn verschließt sich sofort an dieser Stelle und das Eintrittsloch ist kurz darauf nicht mehr als solches zu erkennen. Damit werden alle Bakterien im Huf eingeschlossen und können schwere Infektionen der innen liegenden Strukturen verursachen.
Ist der Nagel (oder ähnlichese) vollständig eingetreten, sollte er bis zum Eintreffen des Tierarztes stecken gelassen werden und das Pferd bis dahin nicht mehr bewegt werden. Der Huf sollte in der Wartezeit mit einer trockenen Bürste und einem Hufkratzer soweit wie möglich von Schmutz und Sand befreit werden. Schaut noch ein Teil des Nagels heraus, empfiehlt es sich Fotos (im Zeitalter der Smartphones ja kein Problem) zu machen, die den Fremdkörper von allen Seiten scharf darstellen.
Im Idealfall kann der Nagel dann kurz über dem Hufhorn abgekniffen werden (bei manchen Nägeln und Schrauben aber eher unmöglich). Ist Polstermaterial vorhanden, kann der Fremdkörper in einem Hufverband abgepolstert werden, um ein weiteres Eindringen in den Huf zu vermeiden. Nur im äußersten Notfall sollte der Nagel herausgezogen werden, da die Einschätzung welche Strukturen er geschädigt hat dann sehr schwierig wird. Steckt der Nagel noch an Ort und Stelle, kann mit einem Röntgenbild die genaue Position bestimmt werden.
Der Sehnenschaden
Plötzliche starke Lahmheiten treten auch bei Sehnenverletzungen auf. Hier zeigt sich kurze Zeit nach dem Auftreten der Lahmheit auch meist eine deutliche Schwellung im Sehnenbereich. Auch in diesem Falle sollte das Pferd nur noch maximal im Schritt und ohne Belastung (besonders beim Auftreten einer solchen Lahmheit beim Ausritt im Gelände) bewegt werden. Eine gute Erstmaßnahme bis zum Eintreffen des Tierarztes ist das Kühlen mit fließendem Wasser.
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